● Vieles gefällt mir spontan, z.B. das erste Thema
im 1. Satz mit seinen beiden Erkennungsmotiven. Es ist sehr markant und gut
durchzuhören, allerdings geht es erst nach mehrmaligem Hören "ins Ohr". Die Instrumente haben viel und auch in ihnen nicht so leicht liegende
Lagen (Bratschen, Celli) zu spielen. Ein "Seiten-Thema" mit prägnant konträrem Charakter ist für mich beim Hören nicht so deutlich zu erkennen;
viel ungewöhnlich Klingendes Rhythmisches, das womöglich nicht eingängig sein soll, sondern eher kontrastierend sein will; viele lange Passagen, die
ich lieber auf "Echt-Instrumenten" hören würde ... » Fortsetzung ...
● Mit Interesse habe ich Ihre Musik gehört. Ich glaube, mir trotz der
Computer-Klänge ganz gut vorstellen zu können, wie sie klingen wird. Mir gefällt Ihre Musik; sie ist gleichzeitig ungewöhnlich und originell
wie andererseits auf besondere Weise vertraut. (Cornelius Meister, Ex-Generalmusik-Direktor der Stadt
Heidelberg, 2011)
Fortsetzung (Kommentar/Rezension von Lucia Borg, 2015)
... denn durch die Computerisierung wirkt das Stück womöglich weniger eingängig als es sein könnte.
Womöglich soll es auch gar nicht "gefällig" wirken, sondern eher etwas aufmüpfig? Weiter fallen einem Riesensteigerungen mit ostinaten Dreiklangsmotiven
und deren Sequenzierungen auf, dagegen treten die Unterstimmen und Motivverarbeitungen z.B. als pizz. - und Variationsstellen in den Mittelstimmen und der
allgemeine Eindruck, dass dieses Geflecht schwer zu spielen sein könnte. Mir persönlich fehlen etwas die Ruhepunkte, denn es geht ständig rhythmisch was ab
und die (so wie ich mich erinnere) in der Partitur eingezeichneten cresc. und decresc. sind zu wenig zu hören. Ruhepunkte können ja auch Spannungspunkte sein ...
Am Schluss (eher nicht Reprise, sondern kurze Coda?) hört man noch einmal das Anfangsmotiv, was hier gut und markant eingesetzt wird; auch dass es nur noch
kurz aufgegriffen wird, passt und die jazzigen Schlussakkorde bilden einen guten
Abschluss.
2. Satz: Den 2. Satz finde ich vom Klang her fast etwas unruhig, trotz des
6/8 (vermute ich mal eher als 3/4)-Taktes, was wohl an den teilweise unregelmäßigen Betonungs-Schwerpunkten liegen mag. Vielleicht täuscht das aber durch den
eben nicht veränderbaren Klang der "Computerinstrumente". Auch hier stelle ich mir z.B. eine Ergänzung durch z.B. ein Klavier oder eine Rockbandbesetzung interessant
vor ... Den chromatischen Abgang finde ich ganz witzig, danach empfinde ich persönlich die vielen "Spitzen" als etwas hart, durch die Melodik in den Mittelstimmen
wird das aber wieder ausgeglichen; auch die Pizz. in den Bässen machen das für meinen Geschmack etwas zu Rhythmische luftiger und leichter. Im Mittelteil scheint's
zunächst ruhiger zu werden, dann kommt ein Teil, den ich eher mit Pauken im Hintergrund höre als von Streichern besetzt: Schlageinsätze mit leicht verschobenen
rhythmischen Schwerpunkten - klingt mir vielleicht wg. der Dreiklangsbrechungen - fast ein wenig wie "Minimal-Music" - dann eine ruhigere Überleitungsstelle, auf die
sich wieder eine Serie von Dreitonmelodik aufbaut. Die Akkordunterbrechungen lassen einen zunächst etwas innehalten, bevor die Dreier-Reihung wieder beginnt und sich
allmählich steigert. Jetzt kommen mehr Abwärtstonfolgen, die in einem Schluss münden, der fast wie in Vorhalts-Akkorden mündet und eher nachdenklich stehen bleibt. Das
ist ein schönes Stück, das auch für sich allein stehen könnte ...
3. Satz: Der Fugen- und gleichzeitig Scherzo-artige Beginn des 3. Satz wird von einem
melodischen Teil abgelöst, das könnte ich mir gut auch mit Holzbläsern und E-Gitarre vorstellen... Insgesamt gefällt mir an diesem Satz, dass er sich etwas zurückhält
und erst ab ca. der Mitte etwas gewichtiger wikt. Hier kommt eine Stelle, die für mich eher wie ein Trompeteneinwurf wirkt. Auch hier wieder ein schöner Schlussakkord!
4. Satz: Der 4. Satz hat etwas Triumphierendes und auch Strahlendes. Die Gegenstimme
nach ca. 50' könnte ich mir auch von einem Saxophon gespielt vorstellen. Dadurch würde sie viel besser herauskommen als in reiner Streicherbesetzung! Die
Offbeat-Reihe - wenn ich das richtig höre (Tonleiterähnlich abwärts nach ca 1:30) könnte auch gut auf dem E-Bass rauskommen zusammen mit einem Saxophonquartett (?)
Hier tun die Nacheinandereinsätze (ab ca 2') gut, das bringt einen dazu, besser zuzuhören. Zunächst höre ich eine Art vorgezogener Schlussbildung (kurz vor 3'), dann
folgt eine Wdhl. (? höre ich das richtig?) Diesen Satz empfinde ich persönlich als in sich etwas lang; möglicherweise für ein ganzes Konzert mit über 10' als
zu lang. Die Synkopik käme bestimmt auch noch besser durch Blechbläser zur Geltung bzw. Zuordnung zu unterschiedlichen Instrumentalgruppen, das würde m.E. das
Stück farbiger machen. Ein witziger Schlussakkord! (Lucia Borg, Musik-Lehrerin/-Kritikerin, 2015)